STECKBRIEF

GEBURTSDATUM: 05.04.2004

GRÖSSE: 1,83 m

SPANNWEITE: 1,85 m

GEWICHT: 69 kg

NATIONALITÄT: deutsch

WURFHAND: rechts

TEAM: LionPride Braunschweig

SCHULE: Große Schule Wolfenbüttel

OFFENSIVE ROLLE: Transition-Einleitung / Advantage Capitalization / Spot-up Shooting / Cutting / offensives Rebounding und Second Chance Points / Inbound Passing

DEFENSIVE ROLLE: Multi-Positionen-Verteidigung (on- und off-ball) / defensives Rebounding

Shot Chart: Lina Falk in der 2. DBBL 2021/22 (Stand: 29.01.2022)

  • Lina wurde uns als frei aufspielende und intuitive Athletin beschrieben, die eine positive Leichtigkeit an den Tag legt und zunehmend aus sich heraus geht. Kritik nimmt sie gut auf und ist um direkte Umsetzung von Korrekturen bemüht. Trainings und Spiele bereichert sie durch viel Energie. Um ihre beeindruckende Athletik weiß sie und kann an beiden Enden des Courts darauf vertrauen. Dass sie von ihren 3×3-Erfahrungen des Sommers 2021 profitiert, zeigt sich auch im überdachten Basketball. Startet sie gut ins Spiel, wie im Oktober 2021 in Neuss, erhält sie im Stil von DBBL 2k einen Boost auf ihre Fähigkeiten. Startet sie hingegen schwächer – wie z. B. eine Woche später gegen Rist Wedel – erweckt sie einen eher unsicheren Eindruck. Der Siebzehnjährigen wird leider wenig Raum für altersbedingte Fehler zugestanden. Unser Report beruht auf Beobachtungen der U18 Challengers vom Sommer 2021 und der laufenden Saison der 2. DBBL (Stand: 29. Januar 2022).
  • Lina Falk ist eine Lockdown-Verteidigerin. Sie verfügt über eine leicht positive Wingspan und kann zudem raumgreifende, schnelle und hochfrequente Schritte machen. Diese körperlichen Voraussetzungen treffen auf eine ausgeprägte Antizipation und eine beeindruckende Bereitschaft, vielfältige defensive Aufgaben zu übernehmen. An guten Tagen kommen selbst sehr schnelle Guards nicht an ihr vorbei: Sie bleibt vor ihnen oder mindestens auf ihrer Höhe und kann Abschlüsse in der Zone mit ihren langen Armen meistens verhindern oder verändern. In der Regel zeigt sie keine spektakulären Shotblocks, sondern solide On-Ball-Defense, wobei sie Wurfversuche im Zylinder erschwert. Durchschnittlich zwei Fouls (U18 Challengers im Sommer 2021) bzw. 1,2 Fouls (2. DBBL) zeigen, dass sie meistens regelkonform verteidigt. Ihre Fouls resultieren tendenziell eher aus Müdigkeit gegen Ende ihrer Stints oder weil sie in einem Block hängen bleibt und dann zu spät recovert (mehr dazu im Textverlauf).
  • Lina ist kein Rebound-Monster, aber sowohl die 4,6 abgegriffenen Bretter bei den U18 Challengers 2021 als auch der Augentest verraten, dass sie in dieser Disziplin vieles richtig macht. Viele Abpraller greift die Ausnahme-Athletin – deren Sprungkraft sie bis Ringniveau bringen kann – im obersten Regel ab. Von der Weakside kommend, sorgt sie für zweite Chancen, und verwertet nicht wenige davon selbst hochprozentig. Das komplettiert ihr Spiel.
  • Besonders wertvoll erscheint Linas Verquickung von defensiven Skills und dem Einleiten der Transition. Nach Steals oder Rebounds pusht sie den Ball, findet zügig ihre Ballhandlerin und begibt sich dann mit Highspeed in die Außenspur. In anderen Situationen pusht sie selbst den Ball  im Open Court und kann aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Athletik bereits recht zuverlässig im 1-on-1 für Scores und/oder Freiwürfe attackieren. Für Highspeed-Basketball ist sie der ideale Fit, weil sie viele Stops selbst ermöglicht und dann die Transition einleitet.
  • In unseren bisherigen Reports und Podcasts lobten wir stets, wenn – zumal sehr junge – Spielerinnen abseits des Balles konsequent viel richtig machen. Cuts müssen wehtun und Lina Falk bereitet gegnerischen Lineups nicht nur mit Cuts Schmerzen, sondern auch mit ihrem guten Verständnis für Passwinkel. In Braunschweig wird sie offensiv überwiegend off-ball genutzt, sodass sie oft als Schützin in einer der Ecken lauert. Zieht die Defense sich bei Drives zusammen, weiß Lina ihre Position am Perimeter anzupassen, um gute Passwinkel wie 0°, 45° oder 90° herzustellen – falls die Ballhandlerin den Kickout sieht und sucht … Von der Weakside Corner geht sie immer wieder (aber noch nicht häufig genug!) zum offensiven Brett und schafft somit Second Chance Opportunities. Linas Rolle sieht überproportional viel Spiel ohne Ball vor, weswegen es für ihre Anpassungsfähigkeit spricht, welchen Fokus sie auf diesen Teil des Spiels legt. In der zehnten Ausgabe unserer Rubrik #TTGNextGenDE braucht es das dringende Zwischenfazit, dass sich die meisten der von uns beobachteten Spielerinnen nicht zuletzt durch ihr sehr gutes Off-Ball Movement von gleichaltrigen Athletinnen abheben.
  • Trotz ihrer geringen offensiven Usage zeigt Lina durchaus vielversprechende Ansätze in puncto Playmaking. Insbesondere ihre weit hinter dem Perimeter begonnenen Drives bereiten Verteidigerinnen Probleme und ziehen die Aufmerksamkeit der übrigen Gegenspielerinnen auf sich. Ihre Athletik ermöglicht ihr oft den Weg zu guten Abschlüssen in der Zone. Sie hat Pullups, Floater (mit und ohne Brett) und Layups mit Kontakt im Repertoire. Gern streut sie Spin Moves und anschließende Fadeaways in ihr Spiel ein. Linas Größe, ihr Spielverständnis und ihr hoher Absprung ermöglichen ihr gepfefferte Pässe über die Zone hinweg.
  • Lina an der Seiten- und Grundlinie einwerfen zu lassen, ist ein kluger Schachzug. Sie kann über viele Spielerinnen hinwegschauen und verfügt über eine ordentliche Spielübersicht. Aus dem Stand sind ihre Pässe zudem deutlich präziser als aus der Bewegung. Aus diesen Standardsituationen resultieren immer wieder Vorteile, Foul Assists oder direkte Assists, vor allem an der Baseline.
  • Wir nehmen unserem Fazit nicht zu viel vorweg, wenn wir Lina als Three-and-D-Wing bezeichnen. Das damit verbundene Skillset ist sowohl im Herren- als auch im Damenbasketball höchst gefragt, besitzt bei letzterem aber eher Seltenheitswert. Weder ihre 27,8 % Dreierquote (bei durchschnittlich zwei Versuchen) in der 2. DBBL noch ihre 23,1 % im Nationaldress (U18 Challengers 2021) flößen Furcht ein. Lina fehlt es noch an Konstanz und technischer Stabilität, um eine dauerhaft gefährliche Schützin zu sein. Doch erstens zögert sie selten, richtige Würfe zu nehmen. Zweitens zeigen Spiele wie im September 2021 gegen die Panthers Academy (2/2 Dreier) oder einen Monat später gegen Neuss (2/5 Dreier), dass Braunschweigs Nummer 21 durchaus heißlaufen kann. Und drittens hat Lina den Weg von einer zu vernachlässigenden Schützin zu einer solchen hingelegt, zu der du eben ein hartes Closeout läufst. Sie weiß um die Bedeutung dieses Skills und arbeitet dementsprechend daran, geschaffene Vorteile von Downtown in Buckets zu verwandeln. Bisher beschränkt sie sich weitestgehend auf das Spot-up Shooting.

  • Während Lina am Ball unbestritten eine Plus-Verteidigerin ist, zeigt sie sich off-ball immer wieder angreifbar. Screens setzen ihr körperlich sichtlich zu und werden daher gezielt gegen sie eingesetzt. Bei aller Athletik ist sie zwar nicht übermäßig robust, sollte sich aber nicht so leicht herumschubsen lassen. Sie wird lernen müssen, wann sie Blockstellerinnen wie ausweicht und wie sie ihre Athletik und ihr Tempo in diesem Bereich zielführend einsetzt. Recovert sie nach direkten oder indirekten Blöcken zu spät, besteht Foulgefahr, weil sie gelegentlich falsch einschätzt, ob ein Shotblock das richtige Mittel ist. Darüber hinaus verliert sie ihre Gegenspielerin manchmal aus dem Blick, obwohl sie ihre Position zwischen Ball und Angreiferin häufig anpasst und peripher viel sieht. Exemplarisch sei eine Szene aus dem Spiel gegen Rist Wedel vom Oktober 2021 geschildert, wo sie einen Einwurf an der Seitenlinie eng verteidigt und dann die Einwerferin aus dem Blick verliert, die hinter ihrem Rücken cuttet und scort. Fällt der Dreier nicht und Lina leistet sich am defensiven Ende solche Fehler, limitiert das ihre Spielzeit erheblich.
  • Aus dem eigenen Ballhandling kreiert Lina bislang eher eindimensional mittels Penetrate-and-Score oder Penetrate-and-Kick. Eine verlässliche Playmakerin ist sie aufgrund offensiver Limitierung gegenwärtig (noch) nicht. Aus dem eigenen Ballvortrag und dem Passing verursacht sie noch zu viele Turnover. Gegen Lettland (U18 Challenger 2021) waren es deren sechs, gegen Bochum Anfang Dezember 2021 immerhin vier innerhalb von weniger als 16 Spielminuten. Weitere Ausflüge ins 3×3 mit vielen Touches werden ihr in diesem Punkt enorm helfen. In der Halle wird sie gegenwärtig zu selten in die Situationen gebracht, Entscheidungen treffen zu dürfen.
  • Während Spielerinnen wie Lina Sontag hinter der Dreierlinie dribbelnd Anlauf nehmen, um ihrem Drive noch mehr Tempo und Wucht zu verleihen, findet bei Lina Falk der Ballerhalt bereits sehr weit hinter dem Perimeter statt. Das versperrt ihr einen wirklich Triple Threat, mit dem ihr Drive eine noch wirksamere Waffe sein könnte, weil die Defense die Penetration und den Wurf respektieren müsste. Auch ihre Entscheidungsfindung selbst ist in diesem Teil des Spielfeldes noch ausbaufähig. Hin und wieder fehlt es hier an Geschwindigkeit sowie dem richtigen Read: Wie attackiere ich das Closeout? Habe ich genug Platz für den Wurf?
  • Für eine Spielerin ihrer Klasse ist Lina zu stark auf die Nutzung ihrer starken rechten Hand fixiert. Das limitiert sie im Ballhandling und damit Playmaking massiv. Das Scouting offenbarte Situationen, in denen sie z. B. beim Pick & Roll die rechte Innen- statt die linke Außenhand nutzte und dabei bestohlen wurde. Crossover oder andere Richtungswechsel sind eine Ausnahme (Ausnahme: Spin Move). Hier mangelt es vermutlich weniger an den technischen Skills selbst als vielmehr an fehlender eingeschliffener Routine, auch unter Stress beidhändig zu agieren. Was beim Aufsetzen des Balles schwierig ist, gilt auch für das Passen mit der schwachen Hand. Überhaupt lässt Lina hier und da die Genauigkeit bei Pässen aus der Bewegung vermissen. Geschaffene Vorteile enden dann in schwer zu verarbeitenden Pässen oder Ballverlusten. Stellen wir uns diese schnelle, athletische Spielerin, die oft in die Lane gelangt, mit deutlich verbesserten Passing Skills vor, imaginieren wir eine viel gefährlichere Offensivwaffe.
  • Wenn wir Linas selbstbewusste Einstellung zum Distanzwurf gelobt haben, so müssen wir auch die fehlende Stabilität und Unbeständigkeit ihres Shootings thematisieren. Den oben erwähnten Highs steht entgegen, dass der Dreier seit Ende Oktober 2021 vorübergehend im Shutdown ist. Während ihre Fußstellung gut aussieht, beugt sie Hüfte und Knie nicht immer genug – was auch bei Freiwürfen, also Würfen im Stand, auffällt. Der Augentest lässt erahnen, dass ihre Armstreckung mehr Vertikalität vertragen könnte, sie also zu sehr nach vorn und zu wenig nach oben wirft. Daran wird sie aus dem Stand und aus der Bewegung kommend arbeiten müssen, denn bisher ist sie vor allem eine Spot-up-Schützin. Kombiniert sie ihr fortgeschrittenes Off-Ball Movement mit der richtigen Technik (Nutzung von Screens, Fußarbeit, harmonische Wurfbewegung), könnte sie perspektivisch einen Hauch von Shooting Gravity versprühen und ihrem Spiel somit eine gänzlich neue Dimension hinzufügen.

  • Lina sollte in den kommenden zwei bis drei Jahren die Entwicklung von einer defensiven Plus-Spielerin zu einer konstant an beiden Enden positiv beitragenden Spielerin verfolgen. Das beginnt mit dem Thema Three-and-D: Als Spot-up-Werferin sollten ≥ 33 % eine erreichbare Quote sein. Da Lina sich u. a. übers Shooting definiert, wird sie um den Wert dieses Skills wissen und entsprechend an konstanter Gefahr arbeiten. Dann ließe sie sich perspektivisch auch als Movement-Schützin vorstellen, die über Screens sprintet und Shooting Gravity erzeugt – bei idealer Entwicklung gar auf europäischem Spitzenniveau. Zu wünschen ist ihr ein Szenario, in dem ihre clevere Positionierung am Perimeter von den Mitspielerinnen wahrgenommen und ausgenutzt wird, anstatt in der Zone 2-on-5 zu spielen.
  • Defensiv bedarf es der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung ihrer On-Ball Skills, um auch auf höherem Niveau eine Wing- und Guard-Stopperin sein zu können. Auf deutlich größere und schwerere Spielerinnen sollte sie nicht angesetzt werden. Zur Verringerung der Anfälligkeit off-ball wird Lina vor allem an der Blockbekämpfung (direkt und indirekt) sowie am permanenten Fokus auf die Laufwege ihrer direkten Gegenspielerin achten müssen.
  • Gelängen Lina diese Entwicklungsschritte, wäre sie bereits eine sehr, sehr begehrte Wing für den professionellen Basketball. Verfolgte sie nun noch das Ziel, mehrdimensionales Playmaking mit dem Ball in zwei gleich starken Händen zu generieren, wäre das ein unschätzbarer Bonus. Sozusagen 3D-Plus, doch das bedarf harter Arbeit am beidhändigen Ballhandling und Passing Game, an variantenreichen Abschlüssen und Counter Moves sowie noch häufigerer Wege zum offensiven Rebound. Lina sollte ihre Athletik als unschätzbar wertvolle Grundlage verstehen, sich jedoch nicht darauf ausruhen.
  • Abschließend sei mit Linas Statline aus dem Kroatien-Spiel bei den U18 Challengers ihre Vielseitigkeit gelobt: Sechs Punkte, 4/4 an der Linie, sechs Rebounds, vier Assists und zwei Steals trug sie in 18 Minuten Spielzeit bei (die durch mindestens zwei sehr fragwürdige Calls enorm begrenzt wurde). Wenngleich ihre FG-Quote an diesem Tag nur 1/5 betrug, fand sie andere Wege, ihrem Team zu helfen. Dazu gehörten Ansätze von Playmaking, offensive Rebounds, Steals in den Passwegen inklusive Assists in Transition, das Ziehen von Fouls sowie das Brechen der gegnerischen Presse. Nicht alles davon taucht im Boxscore auf, macht Lina jedoch zu einer besonders spannenden Spielerin oder – wir zitieren anonym eine ihren Weg begleitende Person – zu einer „Rakete“. 🚀