STECKBRIEF

GEBURTSDATUM: 25.03.2005

GRÖSSE: 1,93 m

SPANNWEITE: 1,93 m

GEWICHT: 74 kg

NATIONALITÄT: deutsch

WURFHAND: rechts

TEAM: TSV TOWERS Speyer-Schifferstadt

SCHULE: Theodor-Heuss-Gymnasium

OFFENSIVE ROLLE: Advantage Capitalizer in Korbnähe / Second Chance Points / Transition-Einleitung / Drives vom Perimeter / Rebounding

DEFENSIVE ROLLE: Rim Protection von der Helpside / Rebounding

  • Annika Soltau gilt als Spielerin, die sich Anregungen durch Coaches gegenüber offen zeigt und sich motiviert der Erfüllung kleiner Ziele widmet. Ihr Auftritt ist selbstbewusst und meinungsstark. Vielfältige sportliche Interessen wie Fußball und Ballett verleihen ihr vielfältige athletische und koordinative Fähigkeiten. In allen U-Bereichen und in der 2. DBBL sammelte sie bereits Erfahrungen als dominante und vielfältige Spielerin. Freude am Spiel und engagierte Trainingsarbeit gehen bei Annika miteinander einher. Basketballerische und schulische Herausforderungen scheint sie vorbildlich zu vereinbaren. Als einzige Spielerin auf dem Feld zeigt sie in der Defense immer ihre Arme, was ihr Commitment bemerkenswert unterstreicht.
  • In der Helpside lauert Annika darauf, Hoffnungen auf korbnahe Abschlüsse zu zerstören. Zwei Würfe blockt sie in der laufenden Zweitliga-Saison (0,1 hinter dem Liga-Bestwert; Stand: 14. April 2021) für die TOWERS Speyer-Schifferstadt. Mitte März 2021 produzierte sie gegen Heidelberg acht (!) Blocks und zwei Steals und legte mit 22 Punkten, 19 Rebounds und 10 Stocks (Steals + Blocks) somit ein inoffizielles Triple Double auf den Tisch. Zudem erschwert sie viele Abschlüsse entscheidend oder lässt sie durch ihre Einschüchterung gar nicht erst entstehen. Beides zeigt sich nicht im Boxscore. Eine Körpergröße und Armspannweite von jeweils 1,93 m treffen bei ihr auf ausgeprägte antizipatorische Skills sowie die Fähigkeit, den eigenen Korb foulsparend zu beschützen. Die Sechzehnjährige vereinbart Defense im Zylinder mit Shotblocks und schickt Gegenspielerinnen daher nur selten an die Freiwurf-Linie (0,7 Fouls/Spiel). Ihre athletischen und physischen Vorteile verschaffen ihr außerdem einige Gelegenheiten, Bälle in den Passwegen zu stehlen (1 Steal/Spiel).
  • Am defensiven wie am offensiven Brett ist Annika eine Maschine. Nicht nur weist sie beeindruckende Metriken auf, sondern geht mit großer Bereitschaft zum Ball und sammelt so knapp zehn Abpraller pro Spiel ein, mehr als drei davon am gegnerischen Korb. Dabei ist die Liste potenzieller Highlights für unser Tape durchaus mit einigen umkämpften Rebounds gefüllt. Nicht alle fallen ihr also wegen ihrer puren Größe und Wingspan in den Schoß. Gerade der Kampf um offensive Rebounds ist auch ein wirklicher Kampf und erfordert physischen Umgang mit dem entsprechenden Kontakt. Nach defensiven Rebounds bemüht sich Annika darum, das Spiel mit Outlets zu beschleunigen. Am gegnerischen Brett punktet sie rege über zweite Chancen. Advanced Stats wären hilfreich, um den Anteil von Second Chance Points an ihrem Scoring zu veranschaulichen, aber ihre 60 % aus dem Zweierbereich resultieren u. a. aus diesen für sie günstigen Situationen.
  • Hat Annika in Transition oder im Halbfeld einmal eine gute Position am gegnerischen Korb bezogen, ist die Wahrscheinlichkeit für Punkte hoch, wie die Quote innerhalb der Dreierlinie bereits verriet. Oft schließt sie sehr stabil und konsequent zum Brett hin ab, kann den Ball aber auch in unbalancierteren Situationen im Korb unterbringen. Vom Team generierte Vorteile wie Wing-to-Post-Passwinkel, Mismatches oder Überzahl-Situationen wandelt sie zuverlässig in Scores um.
  • Ist Annika in Korbnähe insbesondere für das Verwerten von Vorteilen auserkoren, so fügt sie ihrem Spiel mit Drives vom Perimeter eine vielversprechende Facette hinzu. Generell hält sie sich häufiger jenseits der Dreierlinie auf, als man zunächst vermuten würde. Sie zeigt bereits viel Bewegung abseits des Balles und bringt sich so in Situationen, aus denen heraus sie Closeouts attackieren kann. Heute funktioniert das vielleicht noch nicht gegen alle Matchups. Doch trotz ihrer Körpergröße kann Annika einen schnellen ersten Schritt einsetzen und sich mit großen Schritten und Spin Moves, Hesitations oder Fakes den Weg zum Korb bahnen, wo sie dann relativ unbedrängt abschließen kann.
  • Annika zeigt bereits viel von der notwendigen Aggressivität, um abseits des Balles zu attackieren. Oft cuttet sie vom Perimeter oder aus der Mitteldistanz im Rücken der Defense zum Korb für einfache Punkte und/oder Freiwürfe. Auch aus Einwurfsituationen heraus zeigt sie die Bereitschaft, schnelle Cuts zum Korb hin zu laufen.

  • So beeindruckend Annikas Präsenz in der Helpside ist, so sehr müssen wir konstatieren, dass sie auf höherem, auch internationalem Level, bislang nicht verteidigen musste. Dass ihre Position  zwischen 3 und 5 (noch) nicht genau festgelegt zu sein scheint – was bei einer 16-Jährigen gut und gern sein darf und ja auch ein Vorteil sein kann –, konfrontiert sie mit wechselnden und teils sehr unterschiedlichen defensiven Aufgaben und herausfordernden Matchups. Perspektivisch sollte sie am Ball und ballfern zuverlässige Switchability entwickeln und den Ring somit über die Helpside hinaus beschützen können. Weitere Arbeit am lateralen Tempo und die nötigen Wiederholungen sind die Bausteine. Hinzu kommen alle möglichen Coverages gegen das P&R, die über ein bloßes Drop hinausgehen, also z. B. Hedge oder Ice. Denn eines Tages wird das permanente Absinken mit Pullup-Jumpern bestraft werden.
  • Attackieren Angreiferinnen Annika abseits des Balles mit dem gruppentaktischen Mittel des Screens, bleibt sie in diesem hin und wieder hängen und muss sich mit erkennbarem Aufwand darüber oder darunter kämpfen. Auch in diesem Bereich ist weitere Arbeit im physischen Bereich vielversprechend. Die bessere Positionierung und das frühzeitige Lesen des Screens sollten bei Annikas generellem Gespür für das Spiel mit Wiederholungen im Training und in Spielen kommen
  • Annikas Konstitution ist in der 2. DBBL singulär. Das wandelnde Mismatch in den Griff zu bekommen, ist Teil einer seriösen Spielvorbereitung. Double Teams und sogar Triple Teams, z. B. nach offensivem Rebound Annikas, sind häufig zu beobachten und stellen Speyers Nummer 13 bislang vor Schwierigkeiten. Gestohlene Pässe oder Schrittfehler sind die Folge. Gewiss kann sie den ein oder anderen Score auch gegen zwei Verteidigerinnen erwirken, doch in den meisten Fällen ist das Doppeln mit dem Finden der freien Mitspielerin zu bestrafen. Dafür – und für eine Steigerung ihrer Assists – arbeitet Annika idealerweise an ihrer Court Vision und schaut sich an, wie erfahrenere Spieler*innen auf Double Teams am Zonenrand reagieren. Auf diese Verteidigungsvariante wird sie immer wieder treffen und muss dann teamdienlich und clever reagieren. Herstellung von Spielübersicht gelänge ihr bspw. durch eine Positionierung des Rückens zur Baseline, sodass sie peripher von Corner zu Corner schauen und auf das Geschehen reagieren kann. 
  • Bislang tritt Annika offensiv insbesondere als Advantage Capitalizerin auf. Dabei verwertet sie keinesfalls nur für sie „abfallende“ Bälle, sondern wird bewusst als Zielspielerin in Korbnähe gesucht. Den meisten ihrer Abschlüsse gehen keine oder nur ein bis zwei Dribblings voraus. Ansätze ihres Scoring-Gens zeigen sich zwar auch vereinzelt bei Drives vom Perimeter, doch ist dieser Teil ihres Spiels noch roh. Setzt sie den Ball auf den Boden, produziert sie noch zu viele Turnover. Das gilt auch für ihr Passing Game, das härter und v. a. präziser werden sollte. Erlebt ihr Game in diesen Bereichen eine ähnlich rasante Entwicklung wie anderweitig, kann sie zu einer Vorteile generierenden und/oder vergrößernden Spielerin werden. Denn bereits heute verteilt sie den Ball am Perimeter schnell und zielstrebig. Mit mehr technischer Sicherheit könnte sie das Spiel für sich mental „verlangsamen“ und so auf Hilfen reagieren. Das wäre dann wirkliches Playmaking. Und: Mit einem verbesserten Ballhandling könnte Annika nicht nur den Korb noch besser attackieren, sondern den Ball auch in Transition von der einen zur anderen Küste pushen. Insbesondere nach eigenem defensiven Rebound wäre das eine gefährliche Waffe.
  • Stichwort Waffen: Annikas Offensivspiel ereignet sich bislang fast ausschließlich am Brett. Einen zu respektierenden Distanzwurf muss sie sich noch erarbeiten. Die Gaben eines langen Körpers und langer Arme erschweren diesen Prozess, doch arbeitet sie permanent daran. Auch hier gilt es mit möglichst vielen Wiederholungen an Koordination, Fußarbeit, Hüft- und Kniebeugung sowie einer harmonischen Ganzkörperbewegung zu arbeiten. Bislang helfen Cuts, Postmoves und Offensiv-Rebounds ihr in ausreichendem Maße. Strebt sie an, dauerhaft professionell Basketball zu spielen, wäre ein stabiler Wurf – auch von der FW-Linie (aktuell < 60 %) – ein wahrer Game Changer für ihr Skillset.
  • Stellen wir uns Annika perspektivisch als Blockstellerin vor, als die sie bislang weder im P&R noch abseits des Balles besonders häufig in Erscheinung tritt: Wie reagierst du als Team auf eine Blockstellerin, die in Korbnähe zwei Drittel ihrer Abschlüsse, jeden dritten Dreier und ca. 75 % ihrer Freiwürfe trifft und vom Highpost eine clevere Playmakerin ist? Pick your poison!

  • Der Begriff Rohdiamant ist im sportlichen Kontext überbeansprucht und wird auch Annika Soltaus bereits vielfältigen Fähigkeiten nicht mehr ganz gerecht. Als Bild dient er also nur insofern, als dass wir eine gerade 16 Jahre gewordene Spielerin sehen, die in der 2. DBBL in ca. 24 Minuten ein Double Double abliefert und drei Stocks sammelt. Bereits heute verwertet sie Vorteile im Halbfeld und in Transition hervorragend. An beiden Enden des Feldes passiert eigentlich immer etwas, wenn sie spielt (was ihr Scouting zu einer außergewöhnlichen Erfahrung gemacht hat). Vielleicht hat sie gegenwärtig nur eine Ahnung, welche Möglichkeiten Basketball ihr perspektivisch bieten kann.
  • Addiert Annika zu ihren Skills das Playmaking per Drive, Post und aus dem Roll/Pop und muss am Perimeter respektiert werden, kann sie zum offensiven Universalwerkzeug reifen. Mehr Erfahrung im Covern des P&R und Aufrechterhaltung fleißiger athletischer Arbeit trügen den defensiven Teil bei und könnten den Rohdiamenten zum (nahezu) alles verteidigenden Einhorn mutieren lassen.